Weltfunk CR-2002
Die Kassettenrekorder aus den 1970er oder 1980er Jahren sind normalerweise recht unanfällig. Oft funktionieren diese Geräte auch nach über 30 oder 40 Jahren noch so, als ob die Zeit quasi spurlos an ihnen verbeigegangen wäre. Ein Beispiel ist der Sanwa 2045, der trotz seines etwas mitgenommenen Aussehens noch sehr gut spielt. Dieses Gerät hier, der CR-2002 von Weltfunk, sollte doch auch so ein Exemplar sein, dachte ich zumindest...
Innen im Gerät bietet sich dem Betrachter das typische Innenleben solcher Geräte mit fernöstlichen Wurzeln, wie man an einigen Details an der Gerätemechanik oder Elektronik erkennen kann. Kassettengeräte aus europäischer Fertigung wie etwa die von Philips sehen (auch innen) etwas anders aus. Erkennen kann man die fernöstliche Herkunft zum Beispiel an vielen Bauteilen auf den Verstärkerplatinen, die entsprechende Bezeichnungen bei den Transistoren oder anderen Halbleitern enthalten (Transistorbezeichnungen wie 2SB187 in diesem Kassettengerät statt AC125 wie im Philips EL3302 o.ä.). Die Mechanik ist in der Regel relativ unanfällig und läuft auch nach vielen Jahrzehnten noch. So sollte es auch bei diesem Gerät hier sein. Nur der Antriebsriemen war verschlissen und musste erneuert werden. Außerdem machte der Motor doch einige unangenehme Geräusche und verlangte nach einem Tropfen Öl. Nachdem hier und da ein Tropfenöl an die richtigen Stellen im Laufwerk eingefügt und der Antriebsriemen erneuert wurde, läuft aber alles wieder einwandfrei - zumindest was die Mechanik dieses Kassettenrekorders angeht.
Wie es in der damaligen Zeit wohl üblich war, wurden die Anschlüsse in Form von Kabel einfach an die entsprechenden Stellen auf der Platine gelötet. Steckverbindungen wurden in solchen Geräten nur in den wenigsten Fällen eingesetzt.
Das komplette Laufwerk samt Elektronik kann nach dem Lösen von vier Schrauben aus dem Gehäuse entnommen werden. Allerdings ist dabei darauf zu achten, die Anschlusskabel für das Mikrofon nicht abzureißen. Ich habe das Mikrofon aus diesem Grunde gleich mit ausgebaut, den Lautsprecher auch.
Der Lautsprecher ist mit drei Schrauben im Gehäuse befestigt und kann danach einfach herausgenommen werden. Das erspart das Ablöten und den späteren Anschluss der Kabel.
So sieht das Ganze von der anderen Seite mit ausgebautem Laufwerk aus. Insgesamt macht das Gerät noch einen recht guten Eindruck.Es wurde zunächst einmal alles gründlich von Staub befreit, hier und da einen Tropfen Öl aufgebracht und die Bandführungen sowie die Köpfe und die Andruckrolle des Weltfunk CR-2002 gereinigt.
Hier im Bild zu sehen ist das Netzteil des Kassettengerätes mit dem kleinen Netztrafo in der Mitte des Bildes. Links daneben findet sich der Antriebsmotor. Auf ihm ist sogar noch das Herstellungsdatum vom 18. August 1973 zu sehen. Solche Hinweise bzw. Angaben sind immer ganz interessant, wenn man etwas über die Herstellungszeit solcher Geräte erfahren möchte.
Die Köpfe und die Bandführungen sind für das Alter des Gerätes noch in einem recht guten Zustand. Auch die Mechanik machte insgesamt noch einen sehr guten und unverbrauchten Eindruck. Später sollte sich zeigen, dass die Mechanik auch noch einwandfrei funktioniert. Die Elektronik allerdings sollte noch ein paar Schwierigkeiten bereiten.
Hier wurde das Innenleben des Gerätes komplett aus dem Gehäuse ausgebaut. Ich habe die Gelegenheit genutzt und das Gehäuse gründlich gereinigt.
Wie schon erwähnt, machte der Motor anfangs hässliche Laufgeräusche in Form eines lauten Aufheulens. Um die Laufgeräusche zu beseitigen, wurde der Motor ausgebaut und zerlegt.
Die Drehzahlregelung des Motors erfolgt hier übrigens nicht durch eine Elektronik, sondern Mithilfe einer Art Fliehkraftregler. Erreicht der Anker des Motors eine bestimmte Drehzahl, wird ein elektrischer Kontakt geöffnet, der die Stromzufuhr des Motors kurzzeitig unterbricht, bis sie wieder unter die Mindestdrehzahl fällt. Nun wird der Motor wieder mit Strom versorgt, die Drehzahl erhöht sich wieder geringfügig, bis sie schließlich wieder die Nenndrehzahl erreicht. Durch diese einfache Drehzahlregelung konnte man sich damals den Einsatz einer Regelelektronik sparen und trotzdem eine relativ konstante Laufwerksgeschwindigkeit erreichen. Damit sich die Drehzahlschwankungen nicht zu sehr auf den Bandlauf auswirken, besitzt das Gerät eine relativ schwere Schwungmasse (auch im folgenden Bild im ausgebauten Zustand zu sehen).
Die relativ schwere Schwungmasse wurde zwecks Reinigung und Schmierung der Lager aus dem Laufwerk ausgebaut. In dieser Abbildung ist sie zu sehen. Sehr wichtig: das ebenfalls ausgebaute Gegenstück sollte mit einer geringen Menge Fett versehen werden, und zwar dort, wo die Unterseite der Schwungrades aufliegt.
Nachdem das Laufwerk gereinigt und mit neuen Schmiermitteln sowie mit einem neuen Antriebsriemen versehen wurde, konnte ein erster Probelauf stattfinden. Hierbei stellte sich allerdings heraus, dass die Verstärkerelektronik des Gerätes nicht einwandfrei arbeitete. Die Wiedergabe war sehr leise und klang sehr verzerrt.
Um die Ursache für diesen Defekt aufzuspüren, musste zunächst die Verstärkerplatine genauer untersucht werden. Glücklicherweise war beim Weltfunk CR-2002 eine Bedienungsanleitung mit Schaltbild enthalten. Als Fehler sollte sich ein defekter Elektrolytkondensator zwischen der zweiten und dritten Verstärkerstufe herausstellen. Nachdem dieser Kondensator gewechselt wurde, klappte auch die Wiedergabe wieder wesentlich klarer und lauter.
Viele der damals im Handel erhältlichen Kassettenrekorder wurden mit einer praktischen Transporttasche verkauft, sowie auch dieses Gerät hier. Die Transporttasche sollte eine übermäßige Abnutzung bzw. Beschädigungen des Gehäuses vermeiden und diente auch dazu, das Gerät besser mit sich tragen zu können. Auch ein Fach für das Netzkabel oder ein externes Mikrofon ist in dieser Tasche enthalten. Zum Umhängen kann eine Schlaufe verwendet werden.
Hier in dieser Abbildung ist das integrierte Fach in der Tasche zu sehen. Wird das Gerät aus der Tasche herausgenommen, kann als Tragegriff ein mitgelieferter Trageriemen eingesetzt werden.
Sogar die originale Bedienungsanleitung ist noch vorhanden. Auf der Rückseite befindet sich das Schaltbild des Gerätes. Anhand der Halbleiterbezeichnungen lässt sich sehr gut die fernöstliche Herkunft des Kassettenrekorders bestimmen.
Das auf der Rückseite der Bedienungsanleitung abgedruckte Schaltbild war sehr nützlich für die Fehlersuche. Als defektes Bauteil sollte sich ein Elektrolytkondensator zwischen zwei der insgesamt fünf Verstärkerstufen herausstellen.