Akai GX-210D
Tonbandgeräte aus japanischer Fertigung stehen bei vielen Tonbandbegeisterten hoch im Kurs. Oft werden diese Geräte deutlich höher gehandelt als die sogenannten Consumergeräte aus deutscher oder europäischer Fertigung. Vielleicht liegt dies daran, dass die Maschinen optisch einiges hermachen. Auch qualitätsmäßig scheinen Maschinen wie die Akai GX-210D viel zu bieten, schließlich bringt das Gerät mehr als 15 Kilogramm auf die Waage. Ich war im wahrsten Sinne des Wortes schwer beeindruckt, als ich das recht zierliche, dafür aber sehr schwere Paket erhielt, das dieses Tonbandgerät beinhaltete. Den Geräten wird im Allgemeinen nachgesagt, dass sie hervorragende Tonbandaufnahmen anfertigen können und hochqualitativ aufgebaut sind. Allerdings haftet ihnen auch der Ruf an, nicht besonders wartungsfreundlich zu sein, wobei sich nach dem Öffnen dieses Exemplars noch zeigen sollte, ob das stimmt. Dieses Akai GX-210D hier war in einem sehr guten Zustand, als ich es erhielt, und funktionierte auch noch sehr gut. Trotzdem wollte ich es natürlich etwas genauer unter die Lupe nehmen, es innen und außen gründlich reinigen und wo notwendig neue Schmiermittel einsetzen, damit das Gerät auch für die nächsten Jahre noch einwandfrei funktioniert.
Hier ein Blick auf die Unterseite des Akai GX-210D, von der aus die Schalter und Potis sowie die Lötseiten der Verstärkerplatinen zugänglich sind. Von hier aus lassen sich bereits die ersten leichteren Wartungsarbeiten durchführen. Die für die Aufnahmesteuerung eingesetzten Drehregler kratzten sehr stark und hatten zum Teil sogar erhebliche Aussetzer. Deshalb wurde etwas Kontaktspray vorsichtig in die Potis gesprüht und diese anschließend einige Male gedreht, wonach dieses kleinere Problem schon einmal beseitigt war.
Hier ist die Kopfträgerplatte zu sehen, die den Löschkopf, den Aufnahmekopf und den Wiedergabekopf beinhaltet. Die Bandführungen wurden auf übliche Art und Weise mit Isopropanolalkohol gründlich gereinigt, damit der Bandabrieb entfernt und wieder eine einwandfreie Klangqualität bei der Aufnahme und Wiedergabe hergestellt. Auf das Verstellen der Köpfe sollte bei solchen Arbeiten nach Möglichkeit verzichtet werden. Übrigens handelt es sich bei der Akai GX-210D um ein Autoreverse-Tonbandgerät, das ohne das Wenden des Bandes in beide Laufrichtungen spielt. Anders als viele andere Tonbandgeräte für den Stereobetrieb besitzt dieses Exemplar hier keinen Spurschalter. Es kann zum Beispiel nicht zwei (Mono-) Spuren in einer Richtung nacheinander aufnehmen und wiedergeben, wie dies die meisten anderen Stereogeräte können. Es ist also ausschließlich für den Stereobetrieb ausgelegt.
Das Innenleben von der Rückseite aus gesehen präsentiert sich relativ aufgeräumt und unspektakulär. Sofort ins Auge fallen einem die drei Antriebsmotoren für die Wickelteller und die Tonwelle, wobei der Motor für den Antrieb der Tonwelle mit einem Lüfterrad auf der Rückseite versehen wurde. Der Capstanmotor arbeitet mit zwei Drehzahlen, um die beiden Bandgeschwindigkeiten 9,5 cm/s und 19 cm/s umsetzen zu können. Für den Reversebetrieb zum Abspielen des Bandes in der anderen Laufrichtung wechselt dieser Motor ebenfalls seine Laufrichtung. Angesteuert wird das Ganze von einer kleinen elektronischen Schaltung und einem Relais. Die entsprechende Platine befindet sich direkt unter dem rechten Wickelmotor (im Bild links zu sehen). Ebenfalls ins Auge fällt die große Schwungmasse für den Capstan unter dem Tonwellenmotor, die für einen möglichst guten Gleichlauf beim Bandtransport sorgen soll.
Hier noch einmal eine Aufnahme mit der Steuerplatine für den Capstanmotor. Direkt darunter befindet sich der Netztransformator. Die Netzfrequenz lässt sich übrigens über einen kleinen Schiebeschalter zwischen 50 und 60 Hertz umschalten. An der Vorderseite des Tonbandgerätes befindet sich eine kleine Schraube, mit deren Hilfe von außen der Antriebsriemen für den Capstan umgelegt werden kann, um die Bandgeschwindigkeit des Gerätes an die veränderte Netzfrequenz (50 oder 60 Hertz) anzupassen.
Diese kleine Platine enthält das Netzteil für die Audioelektronik des Gerätes. Hier wurde eine einfache Spannungsregelung mit einer Z-Diode und einem Leistungstransistor aufgebaut. Bei der Montage dieses Transistors sollte unbedingt darauf geachtet werden, dass die Kühllasche des Bauteils keinesfalls mit dem Metall des Kühlbleches in Berührung kommen darf, da diese Kühllasche mit dem spannungführenden Kollektor des Transistors verbunden ist. Ein Kontakt des Kollektors mit der Gerätemasse würde zu einem Kurzschluss führen.
Ein Blick auf die Mechanik an der Vorderseite des Gerätes nach Abnehmen der Abdeckung an der Vorderseite. Gut zu erkennen sind die beiden Wickelteller mitsamt Bremseinrichtungen, die für eine sichere Bremsung der Bandspulen beim Wählen der Stoppfunktion sorgen sollen.
In der Mitte dieses Bildes gesehen ist die dicke Tonwelle. Die große Andruckrolle musste zum Entfernen der vorderen Abdeckung des Akai-Tonbandgerätes demontiert werden. Allerdings ist dies sehr einfach umzusetzen, da die Befestigung des Lagers für die Andruckrolle sich einfach mit der Hand lösen lässt. Die entsprechende Aufnahme für die Andruckrolle ist rechts unten neben dem Capstan zu sehen.
Hier ein Blick in das Innere des (noch verstaubten) Tonbandgerätes nach dem Entfernen der oberen Abdeckung. Die im Bild zu sehende Platine enthält unter anderem die Leistungswiderstände, durch welche die Wickelmotoren bei Aufnahme und Wiedergabe mit verringerter Leistung laufen. Diese erzeugen bei längerem Betrieb des Gerätes doch etwas Wärme, die durch Lüftungsöffnungen an der Oberseite des Gehäuses abziehen kann. Die Platine wurde für die Demontage des darunter liegenden Wickelmotors gelöst und zur Seite gelegt. Die Motoren lassen sich zwecks Schmierung am besten nach oben herausnehmen. Auf Steckverbindungen wurde hier leider verzichtet, weshalb die Motoren auch während dieser Wartungsarbeiten mit dem Gerät verbunden blieben.
Die Gehäuseabdeckungen lassen sich rundherum komplett entfernen. Übrig bleibt das Gerätechassis, das an einen geöffneten Tower-PC erinnert. Während der Reparatur bzw. Inaugenscheinnahme des Gerätes und der Entstehung dieser Bilder wurde ich tatsächlich gefragt, ob ich gerade einen PC repariere. Dieser Aufbau ist übrigens sehr praktisch, da auf diese Weise das Innenleben von allen Seiten zugänglich ist. Gerade bei Reparaturen oder beim Ausbau der Motoren hat sich dieser Aufbau bewährt.
Um die Wickelmotoren ausbauen zu können, müssen zunächst die Wickelteller demontiert werden. Dies funktioniert relativ einfach nach dem Lösen zweier Schrauben. Durch die werden die Wickelteller auf der Welle gehalten, außerdem erfolgt so die Justierung der „Spurlage“ der Wickelteller und damit die der Bandspulen. Das Band kann so beim Ab- und Aufspulen nicht an den Spulen schleifen.
Hier ist der ausgebaute Wickelmotor zu sehen. Es handelt sich bei allen drei Motoren übrigens um sogenannte Asynchronmotoren und nicht um Gleichstrom-Kollektormotoren, wie dies bei vielen anderen Tonbandgeräten (zum Beispiel von Philips) der Fall ist, die ebenfalls mit mehreren Antriebsmotoren ausgestattet wurden.
Für den Ausbau der Motorwelle muss zunächst eine kleine Abdeckung vorne am Motor entfernt werden. Darunter befindet sich ein Sicherungsring, mit dessen Hilfe die Welle am Motorgehäuse befestigt ist, damit sie sich nicht löst.
Hier ist der Motor mit ausgebauter Welle zu sehen. Die Lagerung erfolgt über mit Öl versehene Lagerbuchsen. Die Motorwicklung erinnert etwas an die Wicklungen eines Drehstromgenerators. Beide Motoren wurden auf die gleiche Weise ausgebaut, nach der Demontage der Motorwelle gereinigt und mit neuem Öl versehen, ehe sie wieder zusammengesetzt und eingebaut wurden.
Zum Ausbau des rechten Wickelmotors musste die Kabelführung für den Motor etwas geändert werden. Dazu habe ich die Platine direkt unter dem Motor gelöst und das dahinter verlegte Kabel über die Platine verlagert. Auf diese Weise konnte ich die Motoren besser herausnehmen (siehe dazu auch das folgende Bild).
Auch der zweite Wickelmotor wurde auf die gleiche Art und Weise wieder andere zerlegt, gereinigt und mit neuem Schmiermittel versehen. Hinter dem Motor befindet sich übrigens die ebenfalls ausgebaute und zur Seite gelegte Platine, die sich normalerweise über dem Motor befindet und die ebenfalls entfernt wurde, um den Motor besser aus- und wieder einbauen zu können.
Dies ist der Capstanmotor. Das Antriebsrad für den Flachriemen ist mit einer Schraube in der Mitte fixiert und kann relativ einfach entfernt werden. Die Schrauben zur Befestigung des Motors an der Montageplatte saßen äußerst fest. Hier wird unbedingt ein exakt passender Schraubendreher oder ein passender Einsatz benötigt. Die Schraubenköpfe sind relativ weich und werden sonst sehr schnell rundgedreht.
Die Lagerung der Welle in diesem Motor erfolgt auf beiden Seiten durch Lagerbuchsen, die über ein mit Öl getränktes Filzmaterial mit ausreichend Schmiermittel versehen werden sollen. Dieses Tonbandgerät stammt aus den 1970er Jahren, dementsprechend sahen natürlich auch die Lager im Motor sowie die Ölfilze aus. Die runden Filzringe auf beiden Seiten des Motors wurden ausgebaut, gründlich gereinigt und getrocknet.
Hier eine Nahaufnahme der Motorwicklungen.
Auf der anderen Seite der Lagerschale eingesetzt ist unter einer Abdeckung ein Filzmaterial, das ebenfalls mit Öl getränkt wurde, das über mehrere Öffnungen in dem Gehäusematerial zwischen dem Filz und der Lagerbuchse Öl an die Lagerbuchse abgibt. Allerdings war das Filzmaterial nach all den Jahren ausgetrocknet, wodurch der Motor mehr oder weniger trocken lief. Der alte Filz wurde deshalb ausgebaut, das Gehäuse gründlich gereinigt und anschließend mit einem neuen Filzmaterial versehen. Das neue Filzmaterial wurde nach dem Einsetzen mit Öl getränkt. Danach konnte die Lagerabdeckung wieder aufgesetzt und verklebt werden. Jetzt wird der Motor wieder für die nächsten Jahrzehnte mit ausreichend Öl versehen.
Hier noch einmal ein Blick in die Lagerschale, nachdem das alte Filzmaterial komplett entfernt wurde. Dieses ist sich leicht mit einem Schraubendreher entfernen. Oben im Bild zu sehen sind die Lagerscheiben, die direkt über der Lagerbuchse eingelegt und mit einem Sicherungsring versehen werden. Dabei ist die genaue Reihenfolge des Einsatzes der Scheiben oben im Bild zu beachten.
Das Filzmaterial wurde hier bereits in die Lagerschalen eingesetzt. Anschließend wurde Feinmechaniköl auf das Filzmaterial geträufelt, bis dieses komplett mit Öl getränkt war. Auch die beiden Filzringe (oben rechts im Bild zu sehen) wurden nach der Reinigung und nach dem Trocknen mit Öl getränkt und auf der anderen Seite der Lagerschale eingelegt. Auch dort wurde die Lagerschale mit einer entsprechenden Abdeckung versehen, sodass das Öl nicht mehr nach außen gelangen kann.
Capstan und Schwungrad sollten natürlich ebenfalls ausgebaut werden. Die Halterung an der Rückseite des Schwungrades wurde hier bereits entfernt.
Die ausgebaute Tonwelle mit Schwungrad. Die Achse des Bauteils ist in der Mitte mit einer Verzahnung versehen. Diese treibt die Abschaltmechanik an, die am Bandende automatisch für einen Bandstopp sorgen soll.
Hier ist das Gegenstück für den Antrieb des Autostopps zu sehen, das sich in Form eines Zahnrades zwischen den beiden Lagern der Capstanwelle befindet.
Das vordere Lager für die Capstanwelle wird ebenfalls über einen Filz mit Öl versehen. Die verchromte Abdeckung kann vorsichtig mit einem Schraubenzieher abgehebelt werden.
Nachdem nun alle Motoren, die Capstanwelle sowie weitere bewegliche Teile im Inneren des Gerätes gereinigt und mit neuen Schmiermitteln versehen worden waren, konnte ein erster Testbetrieb nach der Wartung stattfinden. Die Antriebsriemen wurden ebenfalls erneuert. So soll die Mechanik des Gerätes wieder für die nächsten Jahre einsatzbereit sein.
Die Wickelteller müssen nach der Montage justiert werden, sodass die Bandspulen genau in Spur laufen und ein sauberes Ab- und Aufspulen des Bandes möglich ist.
Die linke Bandführung in Form einer Umlenkrolle wurde ganz einfach mit einem Kugellager realisiert. Dieses bildet sozusagen selbst die Umlenkrolle. Befestigt ist es mit einer Schraube und einer kleinen Aluminiumplatte, die gleichzeitig das Band in der Spur hält.
Hier ist noch eines der beiden Potis zum Einstellen der Aufnahmeaussteuerung zu sehen. Die beiden Potis sind von unten zugänglich und können mithilfe von etwas Kontaktspray wieder gangbar gemacht werden. Es ist natürlich nicht auszuschließen, dass diese im Laufe der nächsten Jahre wieder anfangen zu kratzen. Allerdings lässt sich das leider nicht komplett vermeiden.
An der Rückseite des Gerätes befinden sich neben den Netzanschluss und dem um Schalter für die Netzspannung Anschlüsse in Form von Cinchbuchsen sowie ein DIN-Anschluss. Die Empfindlichkeit der Eingänge lässt sich mit einem kleinen Schiebeschalter rechts neben den Anschlüssen einstellen.
Dieses Akai GX210D wurde mir von Herrn Reinhard Stutz überlassen, der mir dieses schöne Tonbandgerät überlassen wollte und dazu aufwendig und sehr sorgfältig verpackt und mir zugeschickt hat. Vielen Dank auch an dieser Stelle für die Mühe und natürlich für dieses schöne Stück Technik, das erhaltenswert ist und in diesem guten Zustand bestimmt noch viele Jahre spielen wird. Für den Elektroschrott sind solche Geräte viel zu schade. Für den netten Kontakt möchte ich mich ebenfalls bedanken.