Das Körting "Piccolo" 821/12 von Neckermann aus den Fünfzigern
Das Röhrenradio Körting Piccolo aus den 50ern
Ein Tonbandgerät an sich ist gut und schön. Allerdings braucht man zum Aufnehmen der Tonbänder auch eine entsprechende Eingangsquelle. Dabei kann es sich im einfachsten Fall um ein Mikrofon handeln oder auch um einen Plattenspieler. Sicherlich wurden aber auch sehr viele Aufnahmen von einem Gerät gemacht, das beim Aufkommen der Tonbandgeräte in vielen Haushalten schon vorhanden war: dem guten alten Radiogerät. Dieses Exemplar hier ist zwar kein Radiogerät der ersten Stunde. Trotzdem hat es auch schon einige Jahre auf dem Buckel. Es handelt sich hier um ein Radiogerät der Marke Körting mit der schönen Typenbezeichnung Piccolo. Ganz anders als viele der damaligen Radiogeräte ist das Körting Piccolo, das damals übrigens vom Versandhaus Neckermann vertrieben wurde, relativ klein. Trotzdem hat es dank des doch ordentlichen eingebauten Lautsprecher einen verhältnismäßig guten Klang für seine geringe Größe.
Zum Zeitpunkt der Herstellung des Gerätes war es üblich, nicht einfach nur die Sendefrequenzen bzw. ausschließlich die Frequenzen auf der Radioskala abzudrucken, sondern auch Sender- und Städtenamen. Wie man auf diesem Bild ganz gut erkennen kann, wurde die Skala in mehrere Bereiche unterteilt. Die Sendereinstellung kann für den UKW-Bereich übrigens separat vorgenommen werden. Das Gerät besitzt zwei Skalenzeiger, von denen einer für den UKW-Bereich und einer für die anderen beiden Wellenbereiche vorgesehen ist. Die Tasten zum Einschalten des Gerätes und zur Wahl des gewünschten Wellenbereichs machten am Anfang etwas Probleme. Die entsprechenden Kontakte im Inneren des Gerätes wollten anfangs nicht mehr so richtig funktionieren.
Das magische Auge bzw. der magische Fächer hat leider keine allzu hohe Leuchtkraft mehr. Die Senderstärke lässt sich aber noch deutlich genug ablesen.
Hier ist die bereits abgenommene Rückwand des Gerätes zu sehen. Sie wird mit nur zwei Schrauben befestigt und kann dadurch leicht und schnell abgenommen werden. Wie man sehen kann, besitzt das Körting Piccolo die damals üblichen Anschlüsse für Antenne, Erdung, Lautsprecher und Plattenspieler.
Das geöffnete Radiogerät. Deutlich zu erkennen sind die Elektronenröhren sowie weitere Komponenten wie beispielsweise die Ferritantenne links oben im Bild, der UKW-Tuner darunter, der Lautsprecher in der Mitte und natürlich rechts der Netztrafo samt Sicherungshalter. Die Verdrahtung der ganzen Schaltung erfolgte, wie damals üblich, unterhalb des Gerätechassis.
An der Sicherungsplatte können verschiedene Eingangsspannungen von 110 bis hin zu 240 Volt eingestellt werden. Insgesamt besitzt das Gerät fünf Sicherungen. Die Sicherungshalter sind leider schon
etwas korrodiert, was aber aufgrund des Alters auch kein Wunder ist.
Für eine gute Ausgangsleistung des Verstärkerteils sorgt die vielfach bewährte Verstärkerröhre EL84 (rechts im Bild), die damals nicht nur in verschiedenen Radiogeräten vom Einsatz kam, sondern auch einigen Tonbandgeräten (beispielsweise im Loewe Optacord 403).
Auf diesem Bild zu sehen ist der Drehkondensator für die AM-Wellenbereiche. Er befindet sich unterhalb des Gerätechassis. Deutlich kann man die Kondensatorplatten auf der drehbaren Welle erkennen. Leider sind diese Kondensatorplatten auch schnell verbogen, was dann zu einem Kurzschluss führt.
Die "fliegende" Verdrahtung des Körting Piccolo, wie diese vor dem Aufkommen der gedruckten Schaltungen üblich war. Im unteren Bereich des Bildes kann man das Tastenaggregat erkennen. Dieses war
auch für die eingangs erwähnten Kontaktprobleme verantwortlich. Durch mehrfaches Betätigen der Tasten konnte das Ganze aber wieder gangbar gemacht werden.
Eigentlich bin ich ja nicht so der Sammler alter Radiogeräte. Außerdem gibt es im Internet sicherlich schon genug Seiten, die sich viel besser und intensiver mit diesen alten aber schönen Geräten beschäftigen. Trotzdem finde ich gerade dieses kleine Radiogerät hier sehr schön und wollte es aus diesem Grunde hier einmal vorstellen. Sehr interessant ist es übrigens, dass diese alten Radiogeräte einen ganz typischen Geruch abgeben, wenn sie eine Weile in Betrieb sind. Wahrscheinlich kommt dieser durch den im Gerät angesammelten Staub zustande, der durch die Röhren aufgeheizt wird.
Erstellung redaktioneller Bilder und Texte: Gerd Weichhaus